Alexander Müller

Der Verteidiger deiner Freiheit: Sommer-Märchen und Gewalt-Verständnis

Deutschland ist im Fußball-Fieber. Endlich kommen wir bei einem großen internationalen Turnier mal über die Vorrunde hinaus, und diese Mannschaft gibt einem ein richtig gutes Gefühl, dass noch mehr geht. Nur die AFD nörgelt wieder herum, denen macht die EM keinen Spaß mehr, seit die deutsche Mannschaft nicht mehr mit rein weißer Hautfarbe spielt. Mein Mitleid hält sich da sehr in Grenzen, gerade die Spieler mit nicht klassisch deutschen Namen oder Aussehen bringen momentan die besten Leistungen auf dem Platz. Eines ist jedoch verstörend: man kann jetzt Tore nicht mehr bejubeln. Ist Ihnen auch aufgefallen, dass man nach jedem Tor erst einmal fünf Minuten warten muss, bis der Schiri entscheidet, ob das Tor gegeben wird, oder nicht? So macht doch Fußball keinen Spaß mehr! Ich kann mich ja mit der ganzen Elektronik im Ball, und den Kameras in jedem Winkel anfreunden, die bis auf den Millimeter feststellen können, ob es Abseits war oder nicht. Aber dann lassen wir doch bitte gleich eine Künstliche Intelligenz entscheiden, ob es Foul, Hand oder Abseits war, und zwar sofort, ohne minutenlange Verzögerungen!

Sorgen machen mir die USA: Das Fernseh-Duell der Präsidentschafts-Kandidaten in der vergangene Woche hat bedrohlich aufgezeigt, wie sehr momentan alles auf eine zweite Amtszeit Donald Trumps ab kommendem Jahr hinausläuft. Das Duell Trump gegen Biden könnte man zusammenfassen mit „energische Lügen gegen zittrigen Anstand“. Ob die Wähler in den USA einem Mann den Koffer mit Atom-Codes anvertrauen, der dauernd Begriffe durcheinander schmeißt und im Lebensalltag sichtlich auf andere Menschen angewiesen ist, wird spannend. Es ist keine Respektlosigkeit gegenüber älteren Menschen, aber das Amt des Befehlsinhabers der mächtigsten Militärmacht der Welt will man dann doch lieber bei jemandem sehen, der jederzeit in der Lage ist, dringende Entscheidungen schnell treffen zu können. Ich will einfach nicht glauben, dass die Demokraten keinen „Plan B“ haben, und doch noch jemanden aus dem Hut zaubern werden, der Trump besiegen kann. Ich halte dieses Szenario jetzt für noch wahrscheinlicher. Es ist übrigens auch ein Argument gegen die Begrenzung von Amtszeiten: Barack Obama durfte 2016 nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren. Ohne diese Verfassungs-Regel, die es in Deutschland zum Glück nicht gibt, wäre Donald Trump womöglich nie Präsident der USA geworden.

Mich hat vergangene Woche eine Äußerung der Bundesinnenministerin sehr geärgert, die wieder zeigt, wie viele hier über Täter und Opfer denken, und übertriebenes Mitleid mit Tätern haben. In Bad Oeynhausen wurde der 20-jährige Filippos Tsanis totgeprügelt, der mutmaßliche Täter und das Opfer kannten sich gar nicht. Man ist schockiert über diese sinnlose Gewalt. Dass dann aber Nancy Faeser diese Gewalt relativiert, indem sie sagt, die nicht gelungene Integration des mutmaßlichen Täters sei mit ein Grund gewesen für die Tat, das macht mich fassungslos. Er habe laut Faeser acht Jahre in einem Aufnahmelager gelebt, und dann sei dieser Gewalt-Akt eben eine Folge daraus. Man fragt sich als erstes: wie wäre es dem Täter wohl ergangen, wenn er in seiner Heimat, wo seine Familie offenbar akut bedroht war (sonst hätte er hier kein Aufenthaltsrecht bekommen), aufgewachsen wäre? Deutschland hat ihm Schutz und Sicherheit geboten, auch wenn seine Unterkunft vielleicht nicht dem entspricht, wie mancher es sich vorstellt. Aber das kann niemals der Grund oder eine Ursache für mörderische Gewalt sein. Die Eltern und die Schwester des brutal getöteten Filippos werden mit einer solchen Aussage tief getroffen, der Spruch war eine echte Instinktlosigkeit. Gewalt ist nicht einfach ein tragisches Ereignis, quasi das Ergebnis widriger Umstände. Es ist auch keine Bringschuld unseres Landes, dass wir jedem Schutzsuchenden die gleichen Lebensstandards finanzieren, die die Menschen erhalten, die arbeitslos sind, aber jahrelang in unser Sozialsystem eingezahlt haben. Aber aus den Aussagen der Bundesinnenministerin klingt es, als sei dies unsere Pflicht. Dann muss man sich auch fragen, was die Konsequenz daraus ist? Wenn wir viel zu wenige Wohnungen in Deutschland haben, und es auch kaum vorwärts geht bei der Problemlösung, was bedeutet es dann in der Folge für Frau Faeser? Besonders schlimm ist, dass der mutmaßliche Täter offenbar polizeibekannt war aufgrund mehrerer früherer Straftaten, und sich dann natürlich die Frage stellt, warum er von dieser kriminellen Karriere nicht abgebracht werden konnte? Ich habe an dieser Stelle schon öfter darüber geschrieben, warum ich der Meinung bin, dass die extremen Parteien eine derart hohe Zustimmung bekommen, also wo die Ursachen für ihren Erfolg liegen. Dieser Spruch ist aus meiner Überzeugung genau so ein Beitrag für die erschreckende Zustimmung für AFD und auch BSW, nämlich weil die Politik nicht in der Lage ist, Straftäter konsequent abzuschrecken, sondern zuviel Verständnis auch für schwerste  Gewalttaten zeigt. Frau Faeser sollte ihre Aussage unbedingt zurücknehmen, besser noch: sich bei der Familie von Filippos entschuldigen.